Südafrika - Swaziland

Nächtliche Abenteurfahrt nach Mbabane...

Das Swaziland - ein kleines, in sich geschlossenes Königreich mitten in Südafrika, das rechts von der Grenze zu Mozambique gesäumt wird. Womit wir schon mitten im Thema bzw beim richtigen Stichwort "Grenzübergang" und somit am Anfang der Geschichte von unserer Reise ins Swaziland sind. Von unserer letzten Station "White River" aus kommend stellte sich für uns die Anfahrt ins Swaziland auf der Karte erfreulich eindeutig, schnell und einfach dar: Zunächst 60 Km Richtung Barberton auf einer komfortablen Schnellstraße, die von unseren Buckelpiste geschundenen Rücken freudig begrüßt wurde, dann nochmal 42 Km über einen Bergpass bis hoch zum Grenzübergang und schon sind wir im Land der ewig freundlichen Swazis. Der Bergpass geizt nicht mit herrlichen Panorama-Aussichten auf majestätisch liegende Bergketten. Wir lassen uns heute richtig Zeit, da wir nicht um 14 Uhr in der nächsten Safari-Lodge einchecken müssen, und steigen hier und da aus um Fotos zu machen und freuen uns darüber, offensichtlich die Einzigen zu sein, die auf dieser wunderschönen Serpentinenstraße unterwegs sind. Anscheinend ist schon so lange kein Auto mehr vorbei gekommen, dass sogar die Tiere sich nicht mehr durch den Verkehr gestört und aufgeschreckt fühlen, und sich nun faul auf dem von der Nachmittagssonne aufgewärmten Aspahlt aalen. Was für eine Idylle. Nach 60 Minuten kommen wir um 17.30 Uhr auf der Spitze des Berges am Kontrollposten des Grenzüberganges vor "Bulembu" an. Kein Mensch weit und breit. Mit dicken Ketten verschlossene, doppelt verriegelte Tore. Aus dem Häuschen auf dem Grenzgelände dringen Geräusche eines einzelnen TV-Gerätes. Wir rufen. Wir hupen. Nichts tut sich. Nach einer kurzen ratlosen Wartezeit kommt gemächlich und lächelnd ein Polizeibeamter in autoritärer Uniform aus dem Häuschen heraus und auf uns zu. Dieser Grenzübergang sei seit 16 Uhr geschlossen, teilt er uns mit, "Nichts zu machen", und spaziert gelassen wieder zurück in sein Kabuff. Unsere Gelassenheit wird kurz auf die Probe gestellt. Denn uns wird parallel zu dieser unüberwindbaren Barriere plötzlich bewusst, dass die Sonne gerade unter geht und es bald dunkel ist. Der nächste Grenzübergang auf teilweise guter Straße würde bedeuten: alles zurück und mehr als das Doppelte nochmal dazu. Die Alternative: nur etwa 10 Km zurück und dann auf einer unbefestigten Straße ab in die Berge durch ein Naturschutzgebiet Richtung Oshoek. Gesagt, getan, das könnte zwar ein bisschen dauern, aber sicherlich nett werden. Der Mietwagen kommt bald an seine Grenzen. Der Weg ist steil, schmal, steinig, schlammig und immer hart an der Kante zum felsigen Abhang. Und wir stellen überrascht fest, dass wir keinen Allradantrieb haben. Die Räder drehen durch. Es ist nun stockduster. Langsam fräsen wir uns durch das unwegsame und in der Dunkelheit unheimlich wirkende Gebirge. Im ersten Tal, und es sollen noch einige folgen, sehen wir sogar ein paar flackernde Lichtlein, die auf eine Hand voll versprengte Zivilisation schließen lassen. Aber Zivilisation beleuchtet die Szene in der Nacht, allein, in the middle of nowhere, irgendwie noch unheimlicher. Wir wären hilflos ausgeliefert, wenn eine der am Straßenrand herum lungernden Gruppen uns auf einmal mit einer kleinen Straßensperre belustigen würde. Die Scheinwerfer streifen hier und da ernste Gesichter, die teils finster, teils verwundert durch die Autoscheiben blicken. Ich sage mir, dass die Menschen auf dem Land in der Regel viel freundlicher sind als in Großstädten, den kriminellen Ballungszentren, und dass diese Regel trotz der vielen Warnungen, nachts nicht mehr alleine durch die Gegend zu fahren, ganz sicher auch für Südafrika gilt. Falls unsere Reifen keine Lust mehr haben und die Luft mal raus ist, wartet vielleicht ein gemütliches Strohlager und ein warmes Süppchen in einer der aus Stein, Holz und Wellblech zusammen gezimmerten Hütten auf uns, denke ich mir nach dem zehnten abgebissenen Fingernagel. Im Auto ist neben den Fahrgeräuschen lediglich ein leicht gespanntes Schweigen zu vernehmen. Als wir nach der Überquerung von zwei oder drei Bergketten auf der letzten Anhöhe die Lichter einer größeren Stadt sehen, atmen wir erleichtert auf. Keiner von uns beiden hat zu irgendeinem Zeitpunkt Angst oder Unsicherheit verspürt, versichern wir uns gelöst. Wir beschließen, nachdem wir nach weiteren 30 Km ab Grenzübergang zu später Stunde in unserer Unterkunft eingecheckt haben, noch einen kleinen Ausflug durch die Nacht zu unternehmen, um uns auf die Suche nach etwas Essbaren zu machen. Dunkelheit kann uns jetzt nichts mehr anhaben und Michael fährt gekonnt und geschmeidig durch die Nacht auf der einzig ihm bekannten Straße durch Mbabane.


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Kommentare: 4
  • #1

    Pa (Mittwoch, 26 September 2012 01:01)

    bewundernswerte Gelassenheit! Toll!

  • #2

    Renate (Dienstag, 02 Oktober 2012 13:07)

    Was macht ihr bloss für Sachen. Glücklicherweise ist alles gut gegangen und ein bisschen Spannung muss sein - oder? ;) Dafür habt ihr Euch Euer Abendessen richtig verdient!

  • #3

    Renate (Dienstag, 02 Oktober 2012 13:08)

    Sehr schöne Fotos von Euch - und natürlich nicht nur von Euch.

  • #4

    RENATE Rackliffe and Robert (Sonntag, 07 Oktober 2012 02:59)

    Mein atem ist weg!