Maafushivaru - ab sofort wird dieser Name Fernweh hervor rufen und einen sehnsüchtigen Glanz in unsere Augen zaubern. Automatisch werden Erinnerungen wach; Bilder wie die von den tausend kleinen Inselgruppen der verschiedenen Atolle, mit ihren strahlend weißen Lagunen und dem üppigen grünen Bewuchs in der Mitte, die plötzlich beim Anflug mit dem Wasserflugzeug aus dem glitzernden, endlosen Türkis des Meeres auftauchen und unter uns vorbei ziehen.
Der Urlaub beginnt bereits am internationalen Flughafen von Male. Nach einer kurzen Wartezeit in der privaten Flughafen-Lounge von Maafushivaru - in der wir uns in hellen Loungemöbeln bei ein paar Häppchen und gekühlten Getränken die Wartezeit mit Blick durch die große Glasfront auf den verheißenden Ab- und Anflug etlicher Wasserflugzeuge vertreiben und uns nach dem langen internationalen Flug ein wenig akklimatisieren - werden wir von zwei gut gelaunten barfüßigen Piloten in Empfang genommen.
Bereits eine halbe Flugstunde später haben wir die erste Wasserlandung hinter uns und steigen in freudiger Erwartung aus der Maschine auf ein schwimmendendes Holzplateau, auf dem uns bereits einige der Angestellten winkend erwarten. Mit dem Dhoni, einem typisch maledivischen Boot aus Holz, nehmen wir die letzten hundert Meter zum Steg von Maafushivaru. Unsere Schuhe verbannen wir direkt nach der Ankunft auf Maafushivaru in den Koffer und kramen sie widerwillig erst am Tag der Rückreise wieder hervor.
Zum Beginn der Reiseplanungsphase erschien es schwierig, uns für eines der vielen Resorts auf den insgesamt 1190 Inseln zu entscheiden, von denen knapp ein Fünftel touristisch genutzt wird. Ich forstete mich über Tripadvisor, Holidaycheck, Agoda und Booking.com immer tiefer und tiefer durch das Dickicht an Rezensionen und hatte das Gefühl, dass ich den Wald vor Bäumen nicht mehr sehe. Doch schon bald konnten wir uns wenigstens auf eines von 19 Atollen festlegen: Da wir auf dieser Reise - nach mehreren gescheiterten Versuchen im Rahmen unserer 10-monatigen Weltreise - nun endlich dem größten Fisch der Erde begegnen wollten, kam nur das Süd-Ari-Atoll mit seinen dazugehörigen Inseln in Frage, an dessen südlichster Spitze sich Walhaie sowiezahlreiche andere Großfische) angeblich ganzjährig aufhalten.
Weitere Kriterien, auf die wir ohne die vorherige Recherche gar nicht gekommen wären, wurden uns nach der intensiven Lektüre etlicher Kundenbewertungen schnell bewusst: wir wollen keinen Neckermann-Massentourismus, keine Überzahl an neureichen Chinesen und Russen, keine familienfreundlichen Hotels mit Vergnügungswasserpark, Kinderspielplätzen und Spielcasinos, kein aufdringliches Animationsprogramm, keinen lauten motorisierten Wassersport, keine ständig brennende und stinkende Müllverbrennungsanlage auf der eigenen oder gegenüber liegenden Insel, keinen Corpus Delicti von Abwasserleitungen oder Bauschutt im Meer und am Strand und keine in die Jahre gekommene Anlage mit 80er-Jahre Charme, in der die herunter gekommenen Bungalows nach Feuchtigkeit und Schimmel riechen und man nichts desto Trotz durch die Politik von profitgierigen Hotelbetreibern durch ein völlig unangemessenes Preis-/Leistungsverhältnis abgezockt wird. All das findet man jedoch leider häufiger als gedacht vor, wenn man sich vorab nicht mit seinen Wünschen und Vorstellungen auseinander setzt und diese gründlich mit der Realität abzugleichen versucht. Ansonsten kann der Bilderbuch-Traum von den Malediven schnell zur Enttäuschung oder gar zum Albtraum werden.
Was wir uns im Rahmen unseres Budgets wünschten: Neben der Nähe zu den Walhaien wünschten wir uns eine kleine, ruhige Barfußinsel, die von einem intakten Hausriff zum Schnorcheln umschlossen wird und einen weichen, weißen, breiten und flach abfallenden Strand besitzt, der zum Baden im türkisfarbenen, kristallklaren Wasser einlädt; eine Insel, auf der wir in einer gepflegten, freundlichen "Hütte" direkt am Wasser/Strand wohnen, sowie leckeres Essen, einen freundlichen Service, angenehme Gäste und eine insgesamt relaxte, ungezwungene Atmosphäre vorfinden. Außerdem sollte es ein paar gute Tauchspots in der Nähe geben. Somit ist unsere Wahl am Ende auf das Maafushivaru gefallen, welches nach unserem persönlichen Kriterienkatalog als Sieger für unseren ersten Aufenthalt auf den Malediven hervor ging.
Wir bekamen dort exakt das, was wir uns gewünscht haben. Zudem wurden unsere Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen, was das Abschiednehmen aus dem kleinen Paradies am Ende umso schwerer machte. Weshalb wir unsere Reise am Ende spontan nach einem kurzen Anruf bei unseren Vorgesetzten in Deutschland um sechs weitere Tage verlängert haben, - aber dazu mehr am Ende des Berichts. Wir haben Maafushivaru geliebt. Bedingungslos. Jeden einzelnen Tag. Auf Maafushivaru gibt es eine Seele. Und diese versprüht ihre Kraft auf die Angestellten und die Gäste. Man sieht jeden täglich zufrieden und entspannt um die Wette strahlen. Aber weshalb das möglicherweise so ist, möchte ich an dieser Stelle aus meiner Sicht gerne etwas detaillierter und strukturiert berichten.
Wir haben uns wunderbar betreut gefühlt. Der Service war dezent und unaufdringlich, aber immerzu hilfsbereit zur Stelle, wenn wir eine Frage oder einen speziellen Wunsch hatten, einen Ausflug buchen oder auch - wie bereits erwähnt - individuell unsere Reise verlängern wollten. Nach wenigen Tagen kannte man die meisten Mitarbeiter namentlich und grüßte sich lachend und flachsend, wenn man sich sah. Die Belegschaft ist durchweg fröhlich und gut gelaunt, ohne dabei gekünstelt oder überspannt zu wirken. Möglicherweise liegt das auch am Arbeitsumfeld und den Arbeitsbedingungen, die, wie ich durch meine Neugier getrieben erfragt habe, sehr gut sind. Einige der Angestellten habe ich richtig ins Herz geschlossen. Danke an das ganze Team! Ich möchte niemanden namentlich hervorheben, weil ich tatsächlich die komplette Belegschaft aufzählen müsste, die sich durchweg freundlich, persönlich und herzlich um unser Wohlergehen und das der anderen Gäste gekümmert hat. Es herrscht eine sehr familiäre Stimmung vor.
Das Publikum auf Maafushivari ist angenehm unprätentiös und gemischt, sowohl vom Alter her als auch hinsichtlich der unterschiedlichen Nationalitäten ist alles in einem angenehmen Verhältnis vertreten und es gibt keinen deutlichen bzw unangenehmen Überhang. Die meisten Gäste sind Ruhesuchende, die sich erholen und nebenbei ein bisschen schnorcheln und tauchen wollen. Wenn man das sucht, fühlt man sich hier unter Seinesgleichen. Krakelende Partysuchende, Adrenalinjunkies oder Sportfreaks werden sich hier ggf. fehl am Platz fühlen. Es fällt leicht, auf Maafushivaru mit anderen Gästen ins Gespräch zu kommen, z.B. über den unglaublichen Farbenrausch der Insel, die gepflegte Anlage mit ihren wunderschönen Bungalows, die einzigartigen Ausflüge zu den Walhaien, Mantas und Schildkröten, das fantastische Hausriff oder über die Ausflüge zur Nachbarinsel Lunobu, etc etc. All die schönen Eindrücke suchen sich einen Weg nach draußen und wollen geteilt werden. So erging es wohl einigen, denn so mancher sprach uns einfach im Vorbeigehen an und erkundigte sich nach einem Ausflug oder platzte spontan mit seinem Glück über soeben Erlebtes heraus.
Wer lieber seine Ruhe sucht und schweigen möchte, kann dem Bedürfnis auf dieser Insel ebenfalls sehr gut nachgehen. Alles kann, keiner muss. Man kann sich auch gut aus dem Weg gehen. Auf der Insel stehen insgesamt nur knapp 50 Beach- und Wasserbungalows. Dabei ist das Resort so angelegt, dass sich die Gäste gut verteilen und ihre Privatsphäre genießen können. Wenn man sich für einen ruhigen Tag ohne eine der täglich angebotenen Exkursionen oder Gesellschaften entscheidet, sieht man den Tag über außer zu den Essenszeiten kaum eine Menschenseele. Freunde fragten mich auf Facebook aufgrund der geposteten Fotos, ob wir allein auf der Insel seien...(obwohl Maafushivaru komplett ausgebucht gewesen ist).
Maafushivaru hat eine kleine, private, äußerst hübsche und charmante Nachbarinsel namens Lunobu. Dort gibt es neben einem traumhaften Strand, der sich rings um die Insel zieht, einem hübschen Palmenbewuchs und einer Beachvilla - die man zu besonderen Anlässen für eine Nacht ganz für sich alleine mieten kann - nur ein paar wenige Liegen unter Strohschirmen, ein überdachtes Tagesbett, sowie eine Dusche, Toilette und einen Router! Um die Insel herum gibt es kristallklares, türkisfarbenes Wasser, dessen Wellen sanft den flach abfallenden Strand umspülen.
Ein Paradies. Und das Beste: auf Lunobu waren wir fast immer nur zu zweit oder maximal zu viert. Hier erfährt nun wirklich auch der letzte Misanthrop ein Gefühl von "Robinson Reloaded"!
Ein Dhoni fährt die Gäste des Hotels innerhalb von 5 Minuten dreimal täglich hin und zurück (9.30 bis 11 Uhr, 11.30 bis 15 Uhr oder 15 bis 17.30 Uhr). Zwischen 11.30 und 15 Uhr ist man so gut wie ungestört, was daran liegen mag, dass die meisten Gäste das köstliche Mittagessen zwischen 12 und 14 Uhr Uhr auf keinen Fall verpassen möchten.
Wir haben das liebend gerne in Kauf genommen und uns vormittags einfach mit Wasser sowie vom Frühstücksbuffet gestohlenen Bananen und Äpfeln bewaffnet, um den Mittag zu überbrücken (ein bisschen Revolte muss sein!). Wem das nicht reicht, der kann sich vom Hotel jedoch auch einen Picknickkorb zusammenstellen lassen. Wir sind dem Charme dieser einsamen kleinen Trauminsel jedenfalls völlig erlegen. Manchmal war es einfach der Perspektivenwechsel, an dem wir unsere Freude hatten: von der Nachbarinsel auf unsere Hotelinsel zu schauen und umgekehrt. Lunobu ist ein zusätzlicher Pluspunkt dieser ohnehin schon traumhaften Insel, den nicht viele Resorts vorweisen können.
Maafushivaru bietet täglich wechselnde Exkursionen und Ausflüge an. Über diese kann man sich an einem "elektronischen Bord" informieren, das in der Lobby nahe der Rezeption aufgestellt ist. Sehr komfortabel kann man über einen der beiden Bildschirme die gewünschte Exkursion auswählen und sich unter Angabe von Zimmernummer, Wunschdatum sowie einer elektronischen Unterschrift direkt einbuchen. Unter den zwei Bildschirmen sind weiterhin fünf Tablets an der Wand befestigt, die man sich ganz unbürokratisch herunter nehmen und ausleihen darf, z.B., um im Internet zu surfen, sich Filmchen von der Unterwasserwelt der Malediven anzuschauen oder sich über das Angebot des Hotels und der Region zu informieren. Klasse, sehr schön gelöst!
Zu den Exkursionen an sich: in den ersten Tagen mussten wir uns etwas überwinden, weil wir keine Lust hatten, das traumhafte Plätzchen zu verlassen und lieber die Insel an sich erkunden und ausschlafen wollten, anstatt um 7 Uhr aufzustehen (in Frankfurt ist es vier Stunden früher, also drei Uhr, mitten in der Nacht). Aber spätestens vom dritten Tag an ist die Uhrzeit egal, gelten Stunden nichts mehr, gibt es nur noch Aufstehen und Schlafengehen und den Tag dazwischen. So haben wir uns zu Beginn unseres aufkeimenden Aktivismus einen ganz entspannten und gemütlichen Ausflug heraus gesucht, bei dem man nicht so lange auf dem Boot herum tuckern und auch nicht all zu früh aufstehen muss.
Die Wahl ist auf einen Schnorchelausflug mit Mantas gefallen. Obwohl wir beide Taucher sind und bereits eine 10-monatige Weltreise zusammen unternommen haben, sind wir noch nie mit Mantas geschwommen und hatten auch keine konkrete Vorstellung davon. Es gibt keine Garantie sie zu sehen, auch wenn die Chancen recht gut stehen. Aber wir hatten Glück. Sobald das Boot nach einer 30-minütigen Fahrt an einem der drei einschlägigen Manta-Points angekommen war, hatten die Späher bereits die riesigen, dunklen Schatten unter der Wasseroberfläche entdeckt. Jetzt musste es schnell gehen. Schnorchelausrüstung anlegen und rein ins Wasser. Mitten ins offene Meer. Uh! Ein bisschen uffreschend ist das Ganze schon, wenn man es noch nicht kennt.
Kaum bin ich ins Wasser gesprungen, kam ein riesiger Manta unter der Wasseroberfläche mit seinen eleganten Schwingen direkt auf mich zugeschwebt. Es hat mir fast den Atem genommen. "Wie sieht der denn aus?? So etwas Sonderbares hab' ich ja noch nie gesehen!". Hätte ich nicht die objektive Distanz der Unterwasserkamera zwischen mir und dem Tier gehabt, wäre ich wahrscheinlich vor Freude und Aufregung einem Herzinfarkt erlegen. Die anfängliche Furcht hat sich schnell gelegt. Man legt in diesem Moment ohnehin alles von sich ab. Es gab für die nächste Stunde nur noch das Dahingleiten zusammen mit den Mantas. Der Kopf ist völlig abgeschaltet.
Ich habe nur meinen Herzschlag gespürt und das Atmen durch den Schnorchel wahrgenommen. Das Glücksgefühl, mit diesen Tieren zu schwimmen, die so fremdartig aussehen wie ein hochtechnisiertes Raumschiff, gleichzeitig wunderschön und elegant in ihren fließenden Bewegungen, während sie ihre Pirouetten drehen und manchmal auch gemeinsam ganz langsam und synchron ihre kleine Kunststückchen vollziehen, ist nicht in Worte zu fassen. Ob ich unter Wasser ein paar Glückstränen vergossen habe? Auf jeden Fall hätte ich jubeln können vor Glück, als ich atemlos wieder an Bord kletterte (die Schnorchelei ist ganz schön anstregend, wenn man auf dem offenen Meer mit den Tieren schwimmt bzw mitzuhalten versucht, diese manchmal aus den Augen verliert, sich über Wasser kurz neu orientiert, sucht, wieder hinkrault, weiter schwimmt und schwimmt und schwimmt...).
Aber die Crew wollte uns an diesem Tag wohl völlig "fertig" machen (Danke nochmal an dieser Stelle!) und uns so viel Endorphine in den Körper pumpen, dass wir uns nahezu wie nackte, tanzende Hippies am Strand von Goa fühlen, die etwas zu viel LSD konsumiert haben:
Da wir die Mantas so schnell gefunden hätten und noch ausreichend Zeit zur Verfügung stünde, bot man uns ausnahmsweise an, nochmal an den südlichsten Zipfel des Süd-Ari-Atolls zu fahren, um nach den Walhaien zu schauen. Ein recht unwiderstehliches Angebot, wie wir in unserer kleinen Gruppe gemeinsam befanden, und so tuckerten wir zur nächsten Pirsch.
Tja. Was soll ich sagen? Gerade angekommen, hieß es wieder "get ready!" und rein in die Fluten. Ich bin auf den ersten Walhai fast draufgesprungen. Drei dieser Riesentiere sind uns an diesem Tag begegnet, ich erinnere mich an den identifizierten "Adam", "Lucky" und noch einen weiteren, dessen Namen ich leider wieder vergessen habe. Die Crew hat uns großzügig Zeit eingeräumt, sodass wir nochmal ca. ein bis zwei weitere Stunden zusammen mit den Walhaien schwimmen konnten. Wouuuuwwww! War das geil! Zusammen mit dem größten Fisch der Welt zu schwimmen, der ein bisschen aussieht wie eine riesige zahnlose Kaulquappe, die ein Maul hat wie ein Scheunentor. Mit "Adam" bin ich schließlich 20 Minuten am Stück geschwommen, direkt über ihm, manchmal neben ihm und, wenn ich mich sehr beeilt habe, manchmal auch vor ihm, um ihm direkt in das offene, Plankton vertilgende Maul zu filmen.
Vielleicht bin ich im Rausch der Tiefe sogar etwas übermütig geworden und ein bisschen zu nah an ihn heran geschwommen, denn die Meeresbiologin zog mich irgendwann sanft etwas zur Seite. Ein gut gemeinter Flossenhieb von Adam, und Eva wäre mit großer Wahrscheinlichkeit während ihres Zustands der Glückseligkeit temporär in Ohnmacht gefallen. Och, ich kann mir eine schlimmere Auszeit vorstellen, als von einem Walhai bewusstlos geschlagen zu werden. Aber "Adam" ist sehr geduldig und ruhig geblieben, während die kleine atemlose Schnorchlerin wenige Zentimeter über ihm herum zappelte, blubberte und filmte...
Was für ein Tag! "Der schönste Tag in meinem Leben", wie ich verkündete, als wir uns wieder auf dem Boot versammelten, um uns langsam für die Rückfahrt fertig zu machen. "...natürlich nur der zweitschönste Tag nach unserer Hochzeit", schob ich kleinlaut hinterher, nachdem mein Mann mich mit hoch gezogenen Augenbrauen erstaunt und ironisch lächelnd anschaute.
Am vorletzten Tag haben wir einen Ausflug zu den Meeresschildkröten unternommen. Diese halten sich an einem Plateau auf, das sich mitten im Meer etwa zwei Meter unter der Wasseroberfläche befindet. Auch hier: Plötzlich ist sie da, die Schildkröte. Lautlos kommt sie angesegelt, dreht in verblüffender Geschwindigkeit elegante Schleifen und schwingt ihre Flossen wie Flügel. Aufgrund des Lichteinfalls auf dem Plateau direkt unterhalb der Wasseroberfläche und des klaren Wassers fange ich wieder wunderschöne, bunte, funkelnde Unterwasseraufnahmen im Close-up von den Schildkröten ein, deren alten Gesichtern ein pflegendes Facial sicherlich auch nicht schaden würde. Etwas stolz bin ich schon auf meine ersten Unterwasserfotos und -videos! Was eindeutig mehr am Motiv und der hervorragenden Ausbeute als an den Fähigkeiten der Kamerafrau liegt. Trotzdem träume ich nun ein bisschen davon, meinen Job an den Nagel zu hängen, um Meeresbiologin zu werden oder für National Geographic zu arbeiten...
Erwähnt werden muss im Zusammenhang mit all den Unterwasseraktivitäten auf jeden Fall auch die hervorragende Tauchschule, die sehr professionell arbeitet und ein abwechslungsreiches Programm mit wunderschönen Tauchausflügen anbietet. Dies habe ich jedoch nur aus erster Hand von meinem begeisterten Mann erfahren. Ich selbst wollte nach diesen wunderbaren Erfahrungen zunächst nicht mehr tauchen gehen, weil ich schnorchelnd so viel unter Wasser gesehen habe wie noch nie zuvor in meinem Leben beim Tauchen. Besser konnte es nicht werden, und dieses Gefühl wollte ich bewahren.
Wer nicht taucht und lieber schnorchelnd die Unterwasserwelt entdecken möchte, der findet bereits am eigenen Hausriff der Insel seine Erfüllung. Auf ihn wartet eine bunte Unterwasserwelt mit unzähligen Fischen, und wenn man Glück hat, trifft er auch auf White-Tip Sharks, Schildkröten und Rochen. Letzteren sind wir meistens nachmittags begegnet, da die Fische offensichtlich zum High Noon auch eine kleine Siesta halten.
Und wer an einem Langschläfertag an keiner Exkursion teilnehmen möchte und trotzdem etwas Abwechslung und Bewegung sucht, findet auf Maafushivaru auch ein dezentes Sportangebot vor. Es gibt ein kleines Gym mit Aussicht, in dem man bei Bedarf körperlicher Ertüchtigung nachgehen kann (für mich selbst eine absurde Vorstellung) und es werden täglich Yogastunden angeboten. Außerdem gibt es ein "Wassersportcenter" in einer kleinen Holzhütte am Strand, an dem man sich entsprechendes Equipment zum Windsurfen und Kajaken oder einer Katamaranfahrt mieten kann.
Wie bereits angedeutet: die ganze Anlage ist ein Traum! "Ungezwungene Eleganz" trifft es auf den Punkt gebracht am besten.
Es gibt keine befestigten Wege, sondern kleine verwunschene Pfade aus Sand, die einen durch die wunderschöne, gepflegte und ursprünglich wirkende Bepflanzung von A nach B führen. Großes Lob an den Landschaftsgärtner bzw. den Inselarchitekten! Überall findet man "Lieblingsecken" im Schatten einer Palme oder auch in der Sonne, die zum Ausruhen einladen. Traumhaft: der weiße Loungebereich, der sich auf der Seite der großen Lagune direkt am wunderschön angelegten und visuell perfekt in die Umgebung integrierten Infinitypool befindet. Wenn man dort sitzt und über den Pool hinweg über den weißen Sandstrand und die Palmen bis auf das offene Meer hinaus schaut, wo der Horizont beginnt, geht einem vom Farbenrausch das Herz ganz weit auf.
Aber auch im offenen Bereich des Spa oder auf dem Sonnendeck vor dem Restaurant, auf der Yoga-Plattform, im Lounge-Bereich der Rezeption und der Water-Bar findet man nebst der eigenen Terrasse schöne Ecken, um sich nieder zu lassen und zu träumen. Wir hatten das Glück, die Hälfte der Zeit in einem Wasserbungalow und die andere Hälfte in einer Beachvilla zu wohnen. So konnten wir am Ende beide Varianten sehr gut miteinander vergleichen. Obwohl wir eher die "Strand-Typen" sind, haben wir schon immer davon geträumt, einmal in einem Wasserbungalow zu wohnen. Wir wurden nicht enttäuscht!
Die Wasserbungalows sind ein Traum und sehr geschmackvoll, hell und freundlich eingerichtet. Man muss sich vorher lediglich entscheiden, ob man lieber auf der Sunrise- oder auf der Sunsetseite wohnen möchte. Wir bevorzugen den Sunset. Von diesem bekommen wir als Langschläfer auch eindeutig mehr mit.
Vom riesigen Bett aus kann man morgens direkt auf das glitzernde Wasser schauen, welches frohlockt, noch vor dem Frühstück das erste Mal hinein zu springen. Von der privaten Terrasse aus, die mit zwei Liegen, einem Sonnenschirm und einem kleinen Loungesofa bestückt ist, beginnt der Schnorchelausflug direkt vor der Haustür.
Über eine Leiter steigt man von der Terrasse hinein in die kühle bzw lauwarme Badewanne des indischen Ozeans. Oder man nutzt die eigene Badewanne, die in die Badezimmern der Wasserbungalows vor der Fensterfront integriert wurde, welche sich komplett öffnen lässt, was das Gefühl vermittelt im Freien zu baden. Das hat schon was. Einziger, klitzekleiner Kritikpunkt: ich finde es schade, dass sich die Terrassen seitlich an den Wasserbungalows befinden und dadurch der nächste Bungalow in der Reihe automatisch die natürliche Begrenzung zur Längsseite der Terrasse darstellt.
Der Ausblick wäre noch großartiger, wenn die Terrassen vor den Bungalows angebracht wären, sodass man einen weiten Panoramablick genießen kann. Wir haben uns trotzdem pudelwohl gefühlt. Tagsüber sind wir ohnehin am liebsten zur großen Lagunge gepilgert, um uns dort unter ein Schirmchen zu legen, um die Weite, das Farbenspiel und den Sand unter den Füßen zu genießen. Allerdings gibt es andere Gäste, die ebenfalls beides ausprobiert haben und bei Verfügbarkeit immer die Wasserbungalos bevorzugen würden. Das ist eine subjektive Geschmacksangelegenheit. Die Wasserbungis haben uns insgesamt sehr gut gefallen. Michael hatte sogar Bedenken, ob wir wirklich zur Halbzeit in eine Beachvilla umziehen sollten, weil er sich so wohlfühlte. Ein Wasserbungalow kommt dem Traum von einer Reise auf die Malediven sicherlich zunächst noch näher als eine Unterkunft am Strand.
Trotzdem erwartete uns noch eine Steigerung: Bei der Beachvilla sind wir aus dem Schwärmen nicht mehr heraus gekommen. Hier gibt es nichts, was verbessert werden könnte, außer dass bitte alles genau so bleibt und erhalten wird, wie es jetzt ist. Uns gefielen vor allem die Beachvillas 107 bis 113. Diese Villen liegen an der Sonnenuntergangsseite und haben alle einen direkten Strandzugang. Aus unserer Sicht liegen sie am schönsten Strandabschnitt. Man hat seine absolute Ruhe, da auf dieser Seite der Insel fast niemand vorbei kommt, es sei denn er wohnt dort oder muss sich bei einem Inselrundgang nach einer üppigen Mahlzeit mal die Füße vertreten.
Das kleine Wassersportcenter findet sich ganz links und die Tauchschule ganz rechts in der Ecke dieses Strandabschnittes. Die Beachvillen sind unglaublich großzügig und geschmackvoll eingerichtet. Aus meiner Sicht sogar noch komfortabler als die Wasserbungalows. Das Badezimmer ist ein Traum! Jedes Bad verfügt über einen Ausgang, der zu einem kleinen nicht einsehbaren "Garten" auf der Rückseite der Beachvilla führt, in dem sich eine Außen-Regenschauer-Dusche befindet. Herrlich, beim Rascheln der Palmwedel unter dem Blau des Himmels zu stehen, um sich nach einem Tag am Meer das Salz und den Sand vom Körper herunter zu spülen.
Jede der Beachvillen hat nach vorne heraus eine große Terrasse mit Sonnenliegen und Sitzgelegenheiten, auf der bei den oben genannten Nummern zum Großteil auch den ganzen Tag über die Sonne einfällt. Beziehungsweise ist es ein angenehmes Zusammenspiel von Sonne und Schatten, denn jede Beachvilla ist mehr oder weniger von einem schönen grünen Bewuchs umgeben. Der Sandstrand beginnt direkt vor der Terrasse. Von 107 bis 113 genießt man zwischen den Palmen hindurch sogar den Ausblick auf das Meer. Aber auch die Villen auf der Westseite an der breiten Lagune, die, bis auf Nummer 122, ein paar Meter weiter zurück in die Gartenanlage integriert wurden, sind wunderschön und jeweils nur einen Steinwurf vom Strand entfernt. Vorteil ist, dass diese durch den etwas üppigeren Bewuchs an Palmen und Büschen besser gegen die Sonneneinstrahlung geschützt sind und sich dadurch den Tag über nicht so sehr mit Hitze aufladen. Alle Beachvillen sind so angelegt, dass man seine Privatsphäre genießt, indem sie einen großzügigen Abstand bis zum nächsten Haus und durch die Bepflanzung gleichzeitig einen Sichtschutz bieten.
Es gibt ein sehr dezentes wechselndes Abendprogramm. Manchmal tritt ein Duo auf, eine Sängerin und ein Gitarrist, die für uns so einige Rumba, Tango und Chachacha gespielt haben, zu denen wir barfüßig zum Mondschein im Sand tanzten.
Donnerstags findet um 18 Uhr regelmäßig ein Weintasting im Wein-Chiller statt. Unbedingt zu empfehlen! Das Tasting kostet 25,- Euro pro Person. Jeder Teilnehmer darf sich eine Flasche bis zu 80,- Euro aussuchen. Ergo gibt es so viele Flaschen auf dem Tisch wie Teilnehmer, die man auch alle austrinken darf. Wir hatten ein sehr nettes Pärchen an unserer Seite und uns einstimmig entschieden: keiner verlässt den Raum, bevor alle Flaschen geleert wurden. Man hinterlässt zwischendurch noch seine Kreuzchen für Geschmack, Abgang und Lieblingsweine - wie es sich für ein gutes Tasting gehört - und kann danach glückselig direkt zum Abendessen torkeln, um sich zu stärken.
Aber auch der maledivische Abend hat uns sehr gut gefallen. Wir bekamen durch die Locals an verschiedenen "Stationen" einen Einblick in den archaischen Arbeitsalltag, z.B. wie Gewürzmischungen, sämige Currys, Fischernetze, Kokosraspeln oder Palmendächter hergestellt werden und durften am Ende der Runde den Inselhäuptling des gegenüberliegenden "Local-Islands" kennen lernen. Dieser lag Wasserpfeife rauchend auf eine Chaiselounge, wurde von dreien seiner vier Ehefrauen umgeben und ließ sich vom Leben den Bauch pinseln - zumindest für diese Vorstellung. Unsere europäischen Ehemänner wurden bei dem Anblick etwas grün um die Nasenspitze. Zum Abschluss des Abends tanzte man zusammen mit den Einheimischen noch auf maledivische Art und Weise. Das bedeutet, dass zu tranceartigen Trommelrhythmen ein Tänzer in der Mitte steht und vor den im Kreis um ihn herum Stehenden ein Tänzchen abliefert, bis er ein weißes Tuch an die Person seiner Wahl weiter gibt, die dann ihrerseits in die Mitte eintritt und wild zu den Trommelwirbeln tanzt. Teilweise ein recht 'komisches' Bild, das ein gemeinsames herzhaftes und befreites Lachen garantiert! Europäern sei es möglicherweise empfohlen, sich zur Unterstützung des lockeren Hüftschwungs vorher einen Cocktail an der Water-Bar zu genehmigen und etwas Mut anzutrinken.
Sehr schön und stimmungsvoll fanden wir auch die Geste des Management, das die Gäste an einem Abend zur schönsten Zeit während des Sonnenuntergangs zu einem Cocktailkurs am Strand eingeladen hat. Die Damen durften ihren Herren einen Drink und die Herren ihren Damen einen Cocktail nach Wahl mixen. Es gab drei Cocktails zur Auswahl, die man unter Anleitung, und später selbständig zusammen mixen durfte. Ach, was heißt "einen Drink"?! Am Ende hatte jeder Gast mindestens zwei bis drei Cocktails ausprobiert, also die Karte einmal hoch und runter. Apropos Sonnenuntergang: es ist herrlich zu dieser Stunde eine Sunsetcruise zu unternehmen. Wenn es am Horizont nicht diesig ist, kann man vom Dach des Dhonis aus sehen, wie die Sonne glutrot und riesig ins Meer eintaucht. Da das Maafushivaru ein kleines Resort ist, das keine Massen beherbergt, wird durch solche Events schnell ein sehr persönlicher Bezug zwischen den Gästen hergestellt. Man geht nicht in kalter und unpersönlicher Anonymität unter. Wieder einmal wunderbar gemacht. Alle, die wollen, können mitmachen. Alle, die ihre Ruhe haben möchten, werden von dem sehr zurückhaltenden Programm in keiner Weise bei ihren stillen Momenten gestört (es sei denn sie setzen sich mitten in den Trommelkreis hinein).
Das Essen ist wunderbar. Wir fühlten uns förmlich wie die Maden im Speck und fürchten uns bereits vor dem zu eng gewordenen Hosenbund, den wir, zurück in Frankfurt, zwangsläufig gegen die wallenden, luftigen Gewänder eintauschen werden müssen, in die man bequem hinein wachsen kann. Immerhin ist uns dabei ein Anti-Aging-Effekt aufgefallen: Sonne muss nicht zwangsläufig zu vorzeitiger Hautalterung und Falten führen, wenn man während der kontinuierlichen Sonnenbestrahlung so viel isst, dass alle Falten von einer Speckschicht unterfüttert werden. Feist und fröhlich grinsen wir uns nach 12 Tagen mit Apfelbäckchen in die rund und braun gewordenen Gesichter und nehmen uns vor, ab Anfang Februar Diät zu halten. Bereits beim Frühstück hat man die Qual der Wahl zwischen Obst, verschiedenen Müsli, frisch zubereiteten Eierspeisen, süßen Stückchen und Gebäck, verschiedenen Broten, Marmeladen, Pancakes mit Ahornsirup und Salaten - oder doch lieber etwas deftiger mit baked Beans, Bacon, gebratenen Nudeln, Reis und Curry?
Mittags gibt es ein Buffet mit einer großen und ansprechenden Auswahl an kalten und warmen Speisen. Von Pasta, über frischen Fisch und Fleisch sowie verschiedenen Currys bis hin zu einer großen Salatauswahl, diversen Desserts und Obst ist alles dabei. Aber am besten hat uns das Dinner gefallen. Jeder Abend steht unter einem anderen Motto: "italienisches Essen", "maledivische Cuisine", "das Beste der europäische Küche", "Curryabend", "Barbeque"...Es dampft und duftet aus zahlreichen Richeaus, zusätzlich gibt es einen Bereich, an dem der Lieblingskoch einem seine Lieblingspasta frisch zubereitet oder noch etwas Fisch und/oder Fleisch auf den Grill legt und außerdem ein nicht zu verachtendes Vorspeisenbuffet. Au Backe! Wir haben uns jeden Abend einmal quer Beet durchprobiert.
Uns hat es, wie man vielleicht heraus lesen kann, richtig gut gefallen auf den Malediven bzw auf Maafushivaru. Was dazu führte, dass wir unsere 12-tägige Reise nochmal um sechs weitere Tage verlängert haben. Da sich unser selbst gesetztes Budget am Ende erschöpft hatte und wir uns bei der Wahl dieser Insel ohnehin bereits an der oberen Preiskante befanden, haben wir uns für die Verlängerung "last minute" eine andere, etwas günstigere Insel heraus gesucht, die jedoch immerhin 4,5 Sterne sowie eine Vielzahl guter Kritiken vorzuweisen hatte. Wir wären zwar liebend gerne länger auf Maafushivaru geblieben, haben uns aber aus Gründen der Kostenersparnis einzureden versucht, dass es sicherlich auch schön ist, nach 12 Tagen nochmal eine andere Insel kennen zu lernen. Es war uns dabei bewusst, dass die andere Insel mit der hohen Messlatte eines Maafushivaru nicht mithalten können wird - aber immerhin liegt sie unter der gleichen Sonne, im gleichen Meer, hat einen schönen Strand, schont ein wenig unseren Geldbeutel und ist allemal besser als die Kälte und der Schneematsch, die uns bei unserer Rückkehr in Frankfurt erwarten. Wir dachten bei uns, jetzt, wo wir alles vorgefunden haben, wovon wir geträumt haben, kann man die Ansprüche am Ende der Reise problemlos auch nochmal ein wenig herunter schrauben, um ein authentisches Feeling von den Malediven mit nach Hause zu bringen, weil man auch ein bisschen vergleichen konnte und nicht nur eine Insel gesehen hat, die dann für die ganzen Malediven stehen muss.
Ich kann nur sagen: ich bin 15 Minuten, nachdem wir auf der neuen Insel angekommen sind, bitterlich in Tränen ausgebrochen, was zu einigen Irritationen bei der armen Frau von der Rezeption führte, die uns das Resort und unsere neue Bleibe auf einem Rundgang vorstelle... Nichts, aber auch gar nichts konnte aus meiner Sicht auch nur ansatzweise mit meinem neu auserkorenem Lieblingsinselchen Maafushivaru mithalten. Ich fand alles hässlich und schrecklich. Am liebsten wollte ich zurück oder nach Hause. Während dieser Bericht verfasst wird, sitze ich am Strand, habe bereits vier Nächte auf der anderen Insel verbracht und nur noch eine letzte Nacht vor mir, bevor es zurück nach Frankfurt geht und muss schmunzelnd ein bisschen den Kopf über mich selber schütteln. Die Insel ist wirklich auch ganz hübsch, auf ihre Weise charmant und auch der Service ist ganz herzig. Ich fühle mich mittlerweile ein bisschen ungerecht und gemein, dass ich am Anfang gleich so jämmerlich und untröstlich in Tränen ausgebrochen bin. Jeden Tag versuche ich nun aus meinem schlechtem Gewissen heraus etwas Positives festzustellen und auszusprechen, um es real werden zu lassen. Was mir auch gelingt, wenn ich keinen Vergleich anstelle. Aber dieser nagt weiter in mir. Mit Maafushivaru kann das neue Domizil nicht mithalten.
Wir kommen wieder, keine Frage! Vielleicht schon nächstes Jahr zur selben Zeit.